Mike Shepherd: Kris Longknife - Deserter [Kris Longknife Band 2]

Mike Shepherd: Kris Longknife - Deserter [Kris Longknife Band 2]. Penguin/ACE Dez. 2004, ISBN 0-441-01227-2, Taschenbuch 10,7 cm x 17,1 cm, 347 Seiten, 7,99 US-$

Mike Shepherd: Kris Longknife - Deserter [Kris Longknife Band 2]

Lieutenant Junior Grade Kris Longknife nimmt an Testflügen an Bord der Schnellen Angriffskorvette Firebolt teil. Wardhavens Flotte macht sich für mögliche Kriege bereit, nachdem der 60jährige Frieden durch das Auseinanderbrechen der Gesellschaft der Menschheit (Society of Humanity) beendet wurde. Bei der Schiffsklasse der Firebolt kam es bei hoher Beschleunigung im Kampfmodus zu Explosionen des Hauptreaktors, anscheinend hat das intelligente Metall Probleme, rechtzeitig zu reagieren. Nelly, der hochentwickelte Computer von Kris, kann gerade noch rechtzeitig eine weitere Katastrophe verhindern. Möglicherweise bietet das nicht so intelligente Metall, das Kris auf Olympia so viele Probleme bereitete, eine Lösung. Während der Liegezeit verdonnert Captain Hayworth Kris zur Teilnahme an einem Ball - seit ihr Urgroßvater Ray Longknife den Titel des Königs über die 80 Planeten der Vereinten Empfindungsfähigen (United Sentients) akzeptiert hat, ist Kris nicht nur reich und eine »dieser verdammten Longknifes«, sondern auch noch Prinzessin, ein Titel, auf den sie gern verzichtet hätte. Als sie sich für den Ball vorbereiten will, muß Kris feststellen, daß ihre Mutter für sie eine Leibdienerin eingestellt hat, was die unfreiwillige Prinzessin ziemlich in Rage bringt. Abby Nightengale stammt aber aus den Slums der Erde und weiß sich gegen Kris zu behaupten, wozu auch die Unterstützung durch Fahrer Harvey und Leibwächter Jack beiträgt. In der Post ist ein Päckchen von der Erde - es enthält den Orden des verwundeten Löwen, die höchste Auszeichnung der Erde. Damit wird Kris für ihre Verdienste im Paris-System ausgezeichnet, aber leider nur heimlich.

Nach dem Ball erhält Kris einen Anruf von Penny Pasley, der neuen Freundin ihres guten Freundes Tommy Lien (siehe Band 1), in dem sie von seinem Verschwinden berichtet, ausgelöst von Calvin Sandfire - dem Besitzer der Firma, die die verräterische Software für den versuchten Angriff im Paris-System geliefert hatte. Kris befürchtet, daß man Tommy etwas antun will, weil ihre Feinde glauben, daß sie ihn liebt (wessen sie sich nicht sicher ist). Allen Warnungen und gutem Zureden zum Trotz bricht Kris Hals über Kopf zum Planeten Turantic auf, haut Tommy raus, und ab gehts nach Hause - tja, von wegen! Der Planet steht unter Quarantäne, eine Ebola-Variante ist ausgebrochen, und der von ihrem Großvater Al auf jedem Planeten eingelagerte Impfstoff wurde vor drei Wochen gestohlen. Ein unerklärlicher Ausfall der interstellaren Kommunikation schneidet Kris von jeder Hilfe ab, und sie muß erkennen, daß sie in eine Falle getappt ist. Außerdem scheinen in der lokalen Orbitalwerft und auf dem Planeten seltsame Dinge vor sich zu gehen, und Kris beschließt zu handeln. Dabei hat ihre Kammerzofe Abby noch einige nützliche Überraschungen in ihren Koffern...

Im Gegensatz zum ersten Band ist dies ein richtiger Roman, es gibt also nur das eine Abenteuer auf Turantic. Leider gibt der Plot nicht wirklich genug Stoff für einen Roman her, so daß nach einer Weile sich bei mir eine gewisse Langeweile eingestellt hat. Zwar läßt Shepherd Kris immer wieder in neue Abenteuer geraten, selbst bei einer Bootsregatta gehts rund, aber es ist früh im Buch klar, worum es geht, und seitdem warte ich eigentlich auf den Showdown, und dann ab in einen ganz anderen Plot, so wie im ersten Band. »Deserter« könnte einige Straffungen vertragen, die nichtgenutzten Ideen wären in einer neuen Geschichte in veränderter Umgebung besser zur Geltung gekommen.

Die Spannung kommt dabei keineswegs zu kurz. Der Autor schreibt fesselnd und unterhaltsam, wobei er die Spannung geschickt variiert und dem Leser sowie den Charakteren hin und wieder eine Atempause gönnt, bevor es wieder wild zugeht.

Sehr angenehm finde ich den bisweilen etwas deftigen Humor, der das ganze Buch durchzieht. Während der Atempausen kommt er naturgemäß besonders zum Tragen, aber auch in spannenden Situationen wird immer wieder Humor eingestreut. Dieser Humor hat auch dafür gesorgt, daß ich das Buch jetzt erneut gelesen habe, es ist immer wieder ein Genuß.

Die Charakterdarstellung geht über das für einen Unterhaltungsroman notwendige Maß nicht hinaus. Kris wird gut, wenn auch mit Klischees, dargestellt, die anderen Charaktere wirken zwar lebendig, über ihr Innenleben erfährt man aber (außer viellleicht bei Jack) nichts. Letztlich sind sie austauschbare Statisten, hauptsache, sie erfüllen ihren Zweck in der Handlung.

Das Buch bietet solide Unterhaltung, wenn auch mit einigen Längen. Der Autor läßt ein paar gesellschaftskritische Bemerkungen einfließen, mehr aber auch nicht. Das ist einerseits schade, andererseits wäre stärkere Gesellschaftskritik von einem verzogenen reichen Gör wie Kris nun wirklich nicht glaubwürdig... Dinge wie die Frage, ob es auch in Wardhaven schmuddelige Vorstädte und Prostitution aus Armut gibt oder das freundschaftliche Zusammenleben von Muslimen und Juden würzen einen Unterhaltungsroman, der in der Tat gute Unterhaltung liefert und mehr auch gar nicht will.

Fazit: Gute und spannende Unterhaltung, allerdings mit Längen, und kräftiger Humor, flüssig und fesselnd geschrieben mit guten und pointierten Dialogen. Die Charaktere sind lebendig, aber leider ziemlich klischeebehaftet. Empfehlenswert als reine Unterhaltung, quasi Popcorn-Kino in Buchform.


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Erstellt am Fre, den 25.05.2007 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Do, den 07.06.2007 um 16:00.