Elizabeth Moon: Trading in Danger [Kylara Vatta Band 1]

Elizabeth Moon: Trading in Danger [Kylara Vatta Band 1]. New York 2003, Del Rey (Random House), ISBN 0-345-44760-3, Hardcover mit billiger Leimbindung und Scxhutzumschlag, 304 Seiten, 24,95 US-$

Elizabeth Moon: Trading in Danger [Kylara Vatta Band 1]. New York 2004, Del Rey (Random House), ISBN 0-345-44761-1, Taschenbuch 10,5 cm x 17,4 cm, 357 Seiten, 7,99 US-$

Elizabeth Moon: Trading in Danger [Kylara Vatta Band 1] (US-Taschenbuch)

Ky Vatta besucht gegen den Willen ihrer Familie die Offiziersakademie der Raumstreitkräfte ihres Heimatplaneten Slotter Key. Sie hilft einem Kameraden, doch der nutzt sie aus, verursacht einen Skandal und sorgt dadurch für ihren Rauswurf aus der Akademie kurz vor dem Abschluß. Ihr Vater, Finanzvorstand des Familienunternehmens Vatta Transport, eines der angesehensten Raumtransportreeder der Gegend, bietet ihr zum Ausgleich einen Posten auf einem der Firmenschiffe - als Kapitän. Ky sagt schließlich zu, sie soll die »Glennys Jones« nach ein paar Zwischenstationen verschrotten lassen. Der Job gefällt ihr, sie überlegt, wie sie das Geld zum Kauf ihres Schiffes und der für die Weiterverwendung nötigen Reparaturen und Updates verdienen könnte. Auf Belinta, ihrer ersten Station, ergibt sich eine Möglichkeit: Die Einwohner der jungen Kolonie brauchen dringend landwirtschaftliches Gerät, das sie von Sabine Prime herbeischaffen soll. Dort angekommen fällt der alte Überlichtantrieb endgültig aus. Unterdessen spitzt sich der politische und wirtschaftliche Streit zwischen Sabine Prime und Secundus zu. Gerade als Ky versucht, einen Ersatzantrieb zu kaufen, werden die Ansibles im System, die zur verzögerungsfreien interstellaren Kommunikation benötigt werden, zerstört. Der Krieg ist ausgebrochen, und Ky ist mit ihrem unbewaffneten und fluchtunfähigen Handelsschiff mittendrin.

Ky scheint vom Pech verfolgt zu werden - oder ist es, wie viele Menschen in ihrer Umgebung meinen, eine Art Rettungsinstinkt, der sie immer wieder solchen Menschen zur Hilfe eilen läßt, die sie dann ausnutzen? Die Unsicherheit und Selbstzweifel einer jungen Frau werden gut dargestellt, dadurch gewinnt die Hauptfigur an Tiefe. Elizabeth Moon konzentriert sich hier ausschließlich auf eine Person, die sie gut charakterisiert und schließlich zur Selbsterkenntnis führt. Das führt leider dazu, daß alle anderen Personen flach und stereotyp bleiben und sich nicht entwickeln können. Glücklicherweise weist die Autorin einige schriftstellerische Fähigkeiten auf, die es ihr ermöglichen, die Nebenfiguren trotzdem plastisch wirken zu lassen.

Der Leser erlebt eine junge Frau, die eine militärische Ausbildung abbrechen mußte, dafür das Kommando über ein ziviles Schiff erhält und damit unversehens in einen Krieg schlittert. Im Gegensatz zu vielen SF-Helden und SF-Heldinnen hat Ky genügend Verstand, sich an ihre Ausbildung zu erinnern und nicht zu versuchen, den Helden zu spielen, sondern alles daranzusetzen, unbeschadet aus der Sache hervorzugehen. Sie weiß genau, daß sie gegen die schwerbewaffneten und gut ausgebildeten Söldner keine Chance hat und eine Heldentat im Desaster enden würde. Dummerweise ist einem der Passagiere das nicht klar, und schon ist Ky wieder in Schwierigkeiten. Ky muß noch lernen, daß es nicht ausreicht, selbst vernünftig zu sein, man muß auch andere von dummen Handlungen abhalten. Dazu fehlt ihr allerdings die Menschenkenntnis, was dem Leser aber nicht so leicht klar wird, da die Autorin alle Figuren außer Ky so gut wie gar nicht charakterisiert. Ich habe wichtige Stellen ein zweites Mal gelesen mit der Fragestellung, ob man darauf hätte kommen können, wer Ärger machen würde. Für mich lautet die Antwort nein, es sei denn, man wäre paranoid. Durch diese Konzentration auf einen Hauptcharakter wirkt das Buch fast so, als sei es in der Ich-Perspektive geschrieben.

Über das Universum, im dem die Geschichte spielt, erfährt der Leser kaum etwas. Die Autorin verrät immer nur soviel, wie zum Verständnis der Lage unbedingt notwendig ist. Das erschwert das Verständnis der Situation erheblich, ermöglicht Elizabeth Moon aber mehr erzählerische Freiheiten. Es leidet allerdings auch die Abgrenzung zur »Familias Regnant«-Reihe, der vorliegende Roman könnte fast im gleichen Universum spielen, denn in beiden Fällen heißt das Gerät zur zeitgleichen Kommunikation Ansible. Die Tatsache, daß in den anderen Romanen nie vom Interstellar Commercial Code oder der Firma InterStellar Communications, die ihr Ansible-Monopol mit militärischen Mitteln verteidigt, die Rede ist, läßt aber vermuten, daß es sich um einen eigenständigen Weltentwurf handelt.

Fazit: Der erste Band der neuen Serie braucht etwas, um in Fahrt zu kommen, und Fans von Weltraumschlachten werden nicht auf ihre Kosten kommen. Doch Elizabeth Moon stellt hier eine Heldin vor, die zur Abwechselung erst einmal nachdenkt und dann handelt. Damit bildet dieser Roman eine Ausnahme im Feld der Military Science Fiction. Die weitgehend fehlende Action mindert für mich allerdings etwas den Lesespaß. Durchaus empfehlenswert.


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Erstellt am Fre, den 04.07.2008 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Mo, den 01.12.2008 um 13:45.